Backtesting von Handelsstrategien (1)

Um zu erkennen, ob eine Handelsstrategie an der Börse erfolgreich sein kann, ist das Backtesting der Tradingstrategie sinnvoll und wichtig. Mit Excel ist das Backtesting auch relativ einfach umsetzbar. Dafür werden lediglich das Datum sowie Kursdaten von einer oder mehreren Aktien, Indizes oder Währungen benötigt.

Als Beispiel wird eine einfache SMA-Strategie (Simple Moving Average, also gleitender Durchschnitt) getestet. Ein Einstieg bzw. Kauf von Aktien erfolgt immer, wenn der Schlusskurs die SMA 50 von unten nach oben durchbricht. Der Ausstieg erfolgt, wenn der Kurs der Aktie die SMA 50 von oben nach unten durchkreuzt. Der Einstieg erfolgt immer zum Eröffnungskurs des nächsten Börsentages. Der Ausstieg erfolgt, sobald der Kurs die SMA 50 durchkreuzt. Die SMA 50 wird dabei als Stopp-Loss genutzt, an dem wir automatisch aus dem Markt aussteigen. Bereits zu Beginn ist klar, dass es klare Regeln für den Einstieg und den Ausstieg geben muss.

(1) Kursdaten

Zuerst benötigt man die Kursdaten. In unserem Beispiel wird das Datum, sowie der Schlusskurs und der Eröffnungskurs benötigt. Historische Börsendaten können bei vielen Webseiten kostenfrei heruntergeladen werden, bspw. von onvista.de oder auch von finanzen.net. Für das Beispiel wurden die historischen Kurse der Commerzbank Aktie für den Zeitraum 02.01.2023 bis 06.06.2025 heruntergeladen. Die Sortierung erfolgt vom neuesten zum ältesten Datum.

Basisdaten Kursdaten Commerzbank 2023- 2025

(2) Erweiterung der Kursdaten

Im nächsten Schritt wird die Tabelle um die Bediungen zum Ein-und Ausstieg erweitert. Hierzu benötigen wir den SMA 50, also den Durchschnittskurs der lezten 50 Schlusskurse. Dieser wird mittels der Formel mittelwert() ermittelt. Anschließend wird die Formel auf die restlichen Zeilen kopiert. Weiterhin werden die Spalten Tageshöchst- sowie Tagestiefstkurs gelöscht, da diese für weitere Auswerungen nicht benötigt werden.

Berechnung SMA 50

(3) Long oder Short

Jetzt wird die Liste um die weitere Spalte Long/Short erweitert. In dieser wird angegeben, ob die Aktie eher steigt (long) oder eher fällt (short). Die Bedigung hierzu ist relativ simpel. Liegt der Schlusskurs des Tages über der SMA 50, ist die Aktie long. Falls nicht ist die Aktie für uns short.

Long oder Short der Aktie

(4) Einstieg und Ausstieg definieren

In einer weiteren Spalte sollen die Einstiegs- und Ausstiegspunkte angezeigt werden.

Zuerst schauen wir uns die Umsetzung des Einstiegssignal in Excel an. Dies betrifft den ersten Teil der langen Formel in der Spalte F. Das Einstiegssignal entsteht, wenn der aktuelle Schlusskurs größer als der Durchschnittswert der letzten 50 Tage ist (SMA 50) und wenn am Vortag der Schlusskurs unter dem SMA 50 lag. Es liegt somit ein Wechsel des Schlusskurses an der SMA 50 vor.

Formel Signal Einstieg

Der Einstiegskurs soll der Eröffnungskurs des Folgetages sein. D.h. wenn in der Spalte F das Wort „Einstieg“ steht, soll der Eröffnungskurs des Folgetages genommen werden.

Bild Einstieg Kurs

Zur Generierung des Ausstiegssignals und Ausstiegskurses wird ähnlich vorgegangen.

Allerdings jetzt entgegengesetzt vom Wort „Einstieg“. Dies betrifft den letzten Teil der langen Formel in der Spalte F. Wenn der Schlusskurs unter dem SMA 50 liegt und am Vortag der Schlusskurs noch über dem SMA 50 gelegen hat, dann erscheint das Wort „Ausstieg“.

Bild Signal Ausstieg

Wie eingangs beschrieben soll der Ausstieg zum SMA 50 Kurs erfolgen. Somit wird in der Spalte G der Kurs vom SMA 50 angezeigt, wenn in der Spalte F das Wort „Ausstieg“ erscheint.

Bild Ausstieg Signal Kurs

Im nächsten Schritt wird die Spalte F nach Einstieg sowie Ausstieg gefiltert und das Ergebnis in ein neues Tabellenblatt eingefügt.

Filter Einstieg und Ausstieg

(4) Den Gewinn und Verlust berechnen

Im neuen Tabellenblatt zur Gewinn- und Verlustberechnung fügen wir oberhalb der Tabelle noch eine Auswertung ein. Für den maximalen Anteil je Investitionsposition wird im aktuellen Beispiel 1.000 EUR angegeben. Für die individuellen Berechnungen kann der Wert aber abgeändert werden. Die Berechnung der maximalen Positionsgröße (Anzahl an Aktien) ist sehr einfach. Hierbei wird der Betrag der maximalen Investition je Position durch den Kaufkurs dividiert.

Auswertung zu Gewinn und Verlust

Im folgenden Ausschnitt werden 63 Aktien zu einem Einstiegskurs von 15,80 EUR gekauft. Damit die Berechnungen automatisch erfolgen, verwenden wir Formeln, die die Arbeit für uns erledigen. Die Bedingung lautet wie folgt:

  • Wenn in der Spalte F das Wort „Einstieg“ steht, wird der maximale Investitionsbetrag pro Position durch den Einstiegskurs in Spalte G (Einstiegskurs) dividiert. Das ergibt die Anzahl der Aktien, die gekauft werden können.
  • Falls in Spalte F nicht „Einstieg“ steht, wird der Wert aus der darunterliegenden Zelle in Spalte H genommen, da hier die Verkaufsmenge festgelegt ist.

In Spalte I wird lediglich der Wert der jeweiligen Position berechnet, also Kurs multipliziert mit Anzahl. Die erstellten Formeln müssen nur noch in die entsprechenden Zellen kopiert werden, um die Berechnungen automatisch durchzuführen.

Positionswert

Anschließend wird in einer weiteren Spalte der Gewinn oder Verlust der jeweiligen Position berechnet. Auch hier wird eine Formel verwendet, um die Arbeit zu erleichtern.

Wenn in der Spalte F das Wort „Ausstieg“ vorkommt, bedeutet das, dass ein Verkauf stattgefunden hat. Der Kauf wurde in der Zeile darunter durchgeführt. Die Formel lautet also:

  • Wenn in Spalte F „Ausstieg“ steht, dann ziehe den Wert aus Spalte I der aktuellen Zeile abzüglich den Wert aus Spalte I der Zeile darunter.
  • Wenn das Wort „Ausstieg“ nicht vorkommt, bleibt die Zelle leer.

Diese Formel kopieren wir einfach in alle entsprechenden Zellen, sodass die Berechnung automatisch erfolgt.

Gewinn oder Verlust je Position

Abschließend wird die Summe aus der Gewinn/Verlust Spalte I gebildet.

Ergebnis GuV

Man erkennt deutlich, dass die Strategie, den SMA 50 sowohl für den Einstieg als auch für den Ausstieg zu nutzen, im betrachteten Zeitraum erfolgreich war.

Diese Strategie sollte noch an weiteren Aktien getestet werden. Auch sollte der Datenzeitraum hierbei vergrößert werden.

Viel Spaß bei der Umsetzung und dem Backtesting.